Camilla Maria Schweizer (1892 - 1962)

Camilla Maria Schweizer (1892 - 1962)
Meine verehrungswürdige Oma. Sie hat mir gegeben was mich umtreibt im Haus.

Donnerstag, 2. Juni 2011

Life: Entenbrust asiatisch

Keiner weiß, was rauskommt.

Ziel: 12 Uhr Mittagessen aus
Kartoffelsuppe mit Dämpfzwiebeln und Croutons,
Entenbrust, gebraten, auf Wok-Gemüse,
Himalajareis,
Eis vom Supermarkt.

Das habe ich bisher gemacht (zwischendurch werden andere kleinere Verrichtungen erledigt, am Schreibtisch, an der Spüle, und natürlich Life-Posts hier im Blog):

7:30
2,5 l Wasser mit einem halben Huhn, zerlegt in drei Teile, mit dem gelben Fett, für eine Hühnerbrühe aufgesetzt.

8:00
Marinade (ca. 1/4 l) aus Weißwein, Sojasauce, Rotweinessig (wenig, nur als Partner des Zuckers in marmelade und Ketchup, wo sowieso schon Essig drin ist), engl. Orangen-Bittermarmelade, Ketchup, Stärkemehl, Wasser, Ingwerpulver. Mengen aus Gefühl, da muss man sich in die Marinade innerlich versenken und mit der Zunge auf den Lippen spielen, dann kommen die Gewürzerinnerungen und man weiß wieviel nötig ist.
Entenbrust gewaschen, getrocknet, Fettseite 4x längs und mehrmals quer eingeschnitten mit scharfem Messer ohnebis auf´s Fleisch zu treffen (etwas heikel, man muss sorgfältig das messer führen, am besten keramikmesser oder eben am Stahl wetzen), Fettseite gepfeffert aus der Mühle, etwas in die Spalten einreiben, in die Marinade legen (muss gerade bedeckt sein), manchmal wenden.
Knoblauch, drei Zehen in Scheiben und dann in Streifen schneiden.

bis 9:30
Brühe köchelt klar wie ein Bergsee. Teebeutel einhängen mit Gewürzen: 1 Knoblauchzehe, Prise Pfefferkörner, Lorbeerblatt, Streifen von Zitronenschale, Rest Liebstöckelkraut. Zwei geschälte Karotten halbieren, einlegen. Deckel mit Löchern drüber (dazu nehme ich ein rundes Knöpflesblech), so kann die Brühe frei atmen, kocht nicht aus und bleibt klar. 30 min einstellen, nicht länger, sonst wird´s evtl. bitter.

bis 10:00
Gemüse vorbereiten. Für die Ente: 1 große Zwiebel in Spalten schneiden (wie Apfelschnitze), für die Suppe: 1 mittlere Zwiebel sehr fein würfeln. 1 Glas Bambusscheibchen waschen, halbieren. Zwei rote Paprikaschoten putzen, schneiden, 1½ in grobe Längsstreifen (Ente), ½ in feine Querstreifchen (Suppe).

bis 10:20
½ Pfund Basmati-Reis (grade entdeckt, muss zuerst weg; der vom Himalaja ist noch verschlossen) für den Dampfgarer vorbereiten (im Blech verteilen, 1½-fache Menge Wasser bereit stellen, Garer auf 11:50 timen, Wecker auf Einschiebzeit 11:00 stellen, Wasser kommt erst vor der Garzeit dazu, sonst quillt der Reis vor und die präzise, werkseitig programmierte Garzeit ist zu lang).
Brühe von Huhn und Gewürzen befreien, etwas ruhen lassen.
Entscheidung getroffen: Entenbrust wird am Stück gebraten, warm gestellt im Backofen, erst danach geschnitten. Vermutlich würde sie im Wok beim Kurzbraten nicht gar und unansehnlich; der Chinese serviert die Ente auch immer als geschnittenes Stück.
Jetzt ist etwas Luft. Mal gucken, was an Salat da ist. Soll ja nicht verzehrt werden, heißt es. Wegen EHEC. Gleichzeitig werden die Spanier frei gesprochen. Tonnenweise sind Gurken verreckt, und in Brüssel bürokraten die Bürokraten.

bis 10:50
Brühe abgießen über Küchentuch im Sieb, schöpflöffelweise. 2 Liter messingelb glänzende Pracht im Topf. Ein Teil für die Suppe, ein Teil für den Risotto, den ich morgen Abend machen will, wenn Besuch kommt.
Novita-Salat gefunden. Riesenteil aus Bayern. Wird verzehrt. Trotz Brüsseler EHEC-Verwirrung. Hälfte ausputzen, waschen rupfen.
Jetzt ist Logistik angesagt. Um 11 Uhr kommt Besuch. Frau Angela will gegen 11 Uhr auf ein Gläschen vorbeischauen. Frau Angela ist unsere Tupperberaterin und bringt mir etwas neues, das mich angemacht hat. Also muss Vater kochen, schreiben, smalltalken, lächeln, loben, charmieren, Komplimente machen und seine berühmte vatertagsfreundliche Laune im Antlitz tragen. Fällt nicht schwer neben Madame ChouChou und ihrer reizenden Bekannten.

bis 11:50
Mannomann, das war eng: halbe Stunde wichtiger Anruf, Thema Roßdorf, Strategiegespräch.
Nebenher Suppe angeleiert: Zwiebel Margarine und selbst gemachtem Margarineschmalz (schmeckt nussig) anrösten, mit etwas Tomatenmark tomatieren,  Kartoffelbreirest hinein, ablöschen mit Weißwein, Hühnerbrühe, Wasser, sämig mixen, Paprika rein, ziehen lassen. Salzen, peffern, muskatieren. Später kommt noch ein Eigelb als Bindung dazu.
Reis ist mittlerweile gegart, selbständig. Und jetzt werde ich die Entebrust braten.

bis 12 Uhr 30
Das Telefonat und Angies Präsenz haben mich 40 min zurück geworfen. Als Rentner ohne Termindrücke von Investoren oder Lautsprechern nehme ich das locker. Außerdem ist die Gästin noch nicht da. Vermutlich noch im Bett oder beim Styling.
Angie hat mir das DU angeboten. Also Champagner öffnen. Wirft natürlich auch zurück. Aber dass ich im Prinzip um 12 Uhr 30 fertig bin, neben allen anderem Kram, das ist schon vatertagsmäßig himmlisch.
Suppe fast fertig. Ente gebraten, leider etwas zu dunkel, aber dafür wird Madame mich küssen. Sie liebt verbranntes Fleisch zwischen den Zähnen. Angela hat mir das Tuppergeschenk mitgebracht: Einen kleinen Edelstahl-Wok mit Kompenzboden, also mittlere Güte im grünen Bereich. Und den werde ich jetzt ins Gefecht schicken: Gemüse woken: Erst Erdnussöl, auspinseln, dann Zwiebel, Bambus, Paprika. Bei Gar-Knackpunkt ablöschen mit der Marinade, es wird sämig. Evtl. mit Wasser etwas strecken. In die Schale, Ente drauf, Reis dazu, den Madame aus dem Garer geschaufelt hat. Vermutlich werden wir den Salat erst heute Abend zum Vesper anrichten. Noch steht er feucht in der Tupperschleuder, schamhaft mit einem Kleenex bedeckt.

Und schon hat sich Bärbelein angekündigt. Zum Essen. Programm noch unklar. Anita auch, und Angelina Marissa. Die beiden wollen Rindsrouladen mit Spätzle und Kartoffelsalat. Alte Liebe geht eben durch den Magen und beflügelt sensible Männer zu Höchstleistungen in Sachen Beweglichkeit und Service.

KinderKuecheKirche meldet sich dann wieder. Life.

Mahlzeit!
Selbsteinschätzung: 3,0 (bfr.)





1 Kommentar:

  1. Werner Deuschle2. Juni 2011 um 20:27

    Na ja, gehen wir in der Note auf 2- (wegen der zu dunkeln Ente) rauf. Liest sich jedenfalls appetitanregend!

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