Camilla Maria Schweizer (1892 - 1962)

Camilla Maria Schweizer (1892 - 1962)
Meine verehrungswürdige Oma. Sie hat mir gegeben was mich umtreibt im Haus.

Sonntag, 11. Dezember 2011

Gaudete!

Stückchen des 27 km langen Teilchenbeschleunigers in Genf.

Ich ahnte es schon lange: Gott ist ein Bastler, eine Köchin, ein Tüftler, eine Schneiderin und Zwitterin mit Januskopf. In Genf werden übermorgen die Physiker der Welt zusammen kommen, wie die Hl. Drei Könige nach der Geburt des Herrn in Bethlehem. Denen hat ein außergewöhnlicher Stern am Himmel den Weg zu etwas Außergewöhnlichem gezeigt, das im Gewöhnlichen zutage getreten ist.

Schemazeichnung des
Ringbeschleunigers CERN in Genf
Im Teilchenbeschleuniger CERN in Genf treten immer wieder in energiereichen Kollisionen Teilchen auf, die auf etwas hindeuten. Zurzeit weisen sie darauf hin, dass es ein Teilchen geben müsste (Wahrscheinlichkeit bereits bei 99 Prozent; Naturgesetze sind immer eine extrem hohe Wahrscheinlichkeit einer unter anderen Möglichkeiten mit extrem niederer Wahrscheinlichkeit), das Higgs-Teilchen, das der reinen Energie Masse, also Materie gibt. (Den Zusammenhang zwischen Energie und Masse beschreibt bereits die fast 100 Jahre alte Äquivalenz Einsteins: Energie ist das Produkt aus Masse und dem Quadrat der Lichtgeschwindigkeit.) Das ist, physikalisch gesprochen, nichts anderes als: Energie manifestiert sich in der Welt, wird geboren, wird Welt, so wie wir die Welt begreifen, nämlich als Fassliches, Greifbares, Wägbares, an die der Fuß stoßen kann, die weh tut oder leuchtet, lockt und staunen lässt, sie kommt in die Welt als Teilchen, steigt herab, und damit heraus aus der Sphäre des reinen Lichtes der Anschauung, dessen die Engel schon teilhaftig sind wie Sofakissen, die sich dem Profil des Ruhenden anschmiegen und dessen wir teilhaftig werden wollen. So wenigstens hoffen wir, weil eine Ahnung davon als Proviant auf den Weg gegeben worden ist.

Simulation einer Teilchenkollission,
in der Higgs-Teilchen isoliert werden.
Das Higgs-Teilchen (Higgs-Boson), benannt nach dem brit. Physiker Peter Higgs, wird schon seit 30 Jahren vermutet. Es ist die pure Masse, etwa 120 mal schwerer als ein Proton oder Neutron, aus denen die Atomkerne bestehen, hat aber selber kein Energiepotential wie etwa das Elektron. Bildlich: Das Higgs-Teilchen ist wie ein "Gerücht, das in einer diffusen Menschenmenge die Einzelnen zu Gruppen formt". Dieses schöne Gleichnis ist zitiert in einem aktuellen Bericht der Süddeutschen Zeitung. Mit diesem Bild versuchen Physiker, eine Vorstellung davon zu geben, was im Mikrobereich der Welt passiert, was sie bildet und greifbar macht, was ihr Gewicht gibt. Sehr spannend: Sie sagen "ein Gerücht". Ein Wort also als Kristalliusationspunkt, an dem sich die Teilchen andocken, zu Krümeln, zu Haufen. Kommet zuhauf! Ein Wort, das Fleisch wird: Weihnachten!
Michelangelo: Die Erschaffung Adams. Die Berührung der Fingerspitzen gleichen der Kollission im obigen Bild. Wunderschön und selten beachtet: Die vielen Engel, die, als wären sie Teile von ihm, den Erschaffer umhüllen wie ein Rudel Welpen.

Liebe ist dann wohl die Bündelung von Myriaden dieser Ausformungen, eine Häufung von Wahrscheinlichkeiten, ein Trend. So wie die Position einer Tischplatte das Tischtennisbällchen in die eine oder in die andere Richtung rollen lässt. Wobei die Abweichungen von Null Grad Neigung nur verschwindend gering sein brauchen, um das Bällchen in die eine oder in die andere Richtung in Gang zu setzen. In alle Windrichtungen.
Botticelli, der in der Malerei dem Weiblichen seine Gesichter gab: Ankündung des Erzengels Gabriel an Maria, dass in ihr das Wort Gestalt annehmen und wachsen werde.
Gaudete!

Dies ist das erste Wort des lat. Eingangsgebetes der Messe am 3. Adventssonntag, wonach dieser Tag seinen liturgischen Namen hat - merkwürdigerweise auch von den Latein-fernen Lutheranern und Protestanten gebraucht: Gaudete in Dominum semper - Freuet euch immerfort im Herrn.

Darauf einen adventlichen Glühwein! Und nach dem zweiten und dritten prosten wir auch dem Lieben Gott zu, freuen uns mit ihm und in ihm und über seine Schöpfung, in der wir ein reales Teilchen sind, gewollt, aufgeglüht und verglühend, zurückfallend in das Meer seiner Liebe (so wie die Engelchen bei Michelangelo, in die Gott sich kuschelt wie in Sofakissen). Und mit Jesus sind wir Weinsäufer, Lallen und sagen nicht Prost sondern  Higgs. Eine moderne Form des Halleluja, das auch nichts anderes als "Lallen in Begeisterung" bedeutet: Hillel Jachwäh = Preiset Gott, in seiner Urform ein  gestaltloses Lallen ohne Wortbedeutung, wie der Säugling, der seine Worte noch nicht hat, aber bereits mit Lippen und Zunge zu dem spricht, der ihn liebend betrachtet und im Arm hält. (http://de.wikipedia.org/wiki/Halleluja)

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